Hund ohne Leine zu anderem Hund:
Ein ebenso brisantes wie allgegenwärtiges Thema, das regelmäßig zu emotional aufgeheizter Stimmung führen kann. Ich werde versuchen, es nun sachlich zu betrachten und „auseinanderzunehmen“.
Vorweg muss ich sagen, dass auch dies ein Thema ist, für das es wohl keine klaren, in Stein gemeißelten Richtlinien geben kann. Ich selbst bin hier in einer gewissen Ambivalenz gefangen, wenn ich versuche die eine, allumfassende Lösung zu finden. Ich werde daher auch versuchen, anhand von Beispielen, dieses Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.
Was mich allerdings sehr stört ist, dass es auch TrainerInnen und Hundeschulen gibt, die auf Facebook und Co. Meinungen und Einstellungen verbreiten oder teilen und sich offenbar nicht ihrer Verantwortung bewusst sind. Denn viele Menschen neigen in unserer informationsüberfluteten Gesellschaft einfach dazu, solche unvorsichtigen Postings ungefiltert und vor allem unreflektiert zu übernehmen, weil sie ja doch von den „Experten“ stammen. Wenngleich wahre Kernaussagen zu finden sind, so sind es doch meist aus Emotionen und kurzfristigen Ärgernissen entstandene Postings, weil der oder die Verfasserin schlichtweg über den Social Media Weg sich Luft machen wollte. Ja, auch TrainerInnen haben nicht ewig Geduld, sollten aber wohl doch etwas vorsichtiger und bedachter mit gewisser Informationsverbreitung umgehen.
Als Beispiel ist hier ein Vergleich anzusehen, dass ein (fremder) Mensch ja wohl kaum auf einen anderen Menschen zugelaufen kommt und ihm diesen übers Gesicht schleckt, an allen möglichen Stellen schnüffelt oder ihm sogar in die Arme, auf die Schultern oder sonst wo hinspringt. Nur aus Spaß, da machen auch Menschen so etwas schon mal, natürlich nicht unbedingt bei Fremden, außer bei versteckter Kamera vielleicht.
Ja, natürlich mache ich das nicht, weil ich eben ein MENSCH und kein HUND bin.
Es wird hier mit übertriebenen Horrorszenarien gearbeitet und auch hier wieder: JA, natürlich gibt es extreme Fälle, die sind auch nicht zu entschuldigen oder zu unterstützen, aber deshalb kann ich das nicht verallgemeinern und Unsicherheit, gar ängstliches Verhalten induzieren.
Und genau diese Verallgemeinerung ist es, eine Verallgemeinerung von Extremsituationen die als Rechtfertigung für allgemeine Verhaltensregeln gelten soll, die ich kritisiere. Es geht mir um die Art und Weise, wie etwas kommuniziert wird und wie geschult wird bzw. welche Schulung in der Hundeschule vielleicht fehlt. So wie in der Fahrschule, auch auf den Menschen mehr einzugehen.
Natürlich differenzieren gute HundetrainerInnen in Wahrheit viel genauer als sie es im Affekt vielleicht schnell mal teilen, aber genau hier liegt eben die Gefahr.
Ich kenne diese Thematik aus beiden Perspektiven. Ich werde auch in Beispielen darauf zurückkommen.
Die Frage und der Ansatz für mich ist jetzt:
- Was möchte ich (für mich und meinen Hund) und
- Was möchte ich nicht.
Nehmen wir mal weite Natur und einen wirklich „lieben“, umgänglichen, sozialisierten und einfach fröhlichen Hund an:
Ich möchte diesen Hund frei laufen lassen, ich will dass er sich austoben und frei bewegen darf, weil ich weiß, das er keinen anderen Hund, ob an der Hundeleine oder nicht, irgendwie ungut angehen wird. Der Rückruf, der sollte natürlich halbwegs passen. Aber ich weiß, dass ich mir weder um Kind, Hund und Mensch irgendwelche Sorgen machen müsste.
Es gibt in Wahrheit sehr viel mehr Hunde, wo das alles anstandslos funktioniert als Hunde, wo so etwas zu einem Problem führen könnte. Nur mit solch „problemlosen“ Hunden, besucht man halt in der Regel auch weniger die Hundeschulen, womit gewisse Verteilungen ja auch erklärt wären…
Ein Hund, der draußen in weiter Natur an einer Schleppleine hängt, hat mitnichten automatisch ein Problem mit einem freilaufenden Hund. Meistens hängen Sie an der Schleppleine aus Schutz vor Weglaufen und/oder Jagdtrieb. Das siehst Du sogar sehr oft.
Und nochmals: Natürlich kannst Du das nicht so einfach und locker sehen, wenn Du in Wahrheit genau weißt, dass Dein Hund nun mal schnell zum „Rowdy werden kann“. So ehrlich solltest Du schon zu Dir selbst sein oder einen 100% Rückruf trainiert haben. Sonst kann es mit einem lockeren Zusammensein natürlich nichts werden.
Ich möchte nicht, (permanent) und vor allem auf ungute Art und Weise, zugerufen oder angedeutet bekommen, meinen Hund doch an die Leine zu nehmen. Sorry, nicht aufgrund von schlechter Erfahrung (so tragisch das sein mag), aus „Prinzip“ – vor allem nicht in weiter Natur und aus irgendeiner anderen Sturheit. Genauso wie es mir nicht zusteht, einem solchen Gegenüber den Park als besseren Platz zu empfehlen, steht es dem Anderen auch nicht zu, mich und meinen Hund in irgendeiner Form einzuschränken. (Nochmals: Man sollte sich seines Hundes schon sicher sein!)
Sehr wohl möchte ich, auf meine Begegnung Rücksichtig nehmen können, wenn es wirklich dringendst notwendig ist – siehe Beispiel MERLIN weiter unten. Nur Leute, dass ist selten wirklich der Fall GEWORDEN. Ja, wir haben hier mehr Stress reingebracht als notwendig, weil wir einander nicht mehr vertrauen, doch das darf sich wieder ändern, damit wir auf die wirklich problematischen Fälle Rücksicht nehmen können und nicht in einer isolierten Welt uns bewegen.
So, jetzt gleich im Anschluss die andere Seite der Geschichte:
Ich habe einen Rowdy, einen verrückten, einen unberechenbaren, … ein „Unikat“ sagen wir mal.
Genauso wie der extrem ängstliche oder kranke bzw. verletzte Hund.
Ich möchte, dass dem Menschen, dessen Hund sich auf mich womöglich gerade zubewegt, bewusst ist, dass ich einen solchen Hund womöglich an der Leine halte und weiß, dass sein Hund hier schnell von uns wieder ablassen wird oder gut zurückgerufen werden kann. Ich erwarte mir, dass mein Gegenüber dann nicht in eine Empörung verfällt, wenn sein Hund von meinem womöglich etwas „attackiert“ wird, was ich natürlich unter Kontrolle habe, sofern der andere Hund auch schnell wieder das weite sucht oder zurückbeordert wird. Ich will aber ebenso nicht gleich in eine „Panik“ verfallen und genau das verlangt das Miteinander und die Erfahrung von beiden Seiten.
Ich möchte nicht, dass der Hund, der auf uns zugelaufen kommt, komplett unkontrollierbar und für ein Freilaufen absolut ungeeignet, mich in eine richtig bedrängte Lage bringt. Unfälle und Missgeschicke können natürlich auch mal vorkommen, das sollte aber die einzige Ausnahme bleiben.
Ich möchte auch nicht, dass man mich für einen vielleicht weniger umgänglichen Hund kritisiert und ausschließt, sondern dass vielleicht auf eine gewisse Entfernung eine Kommunikation und Annäherung womöglich stattfinden kann, mir vielleicht sogar geholfen werden kann. Also warum nicht vielleicht zur Unterstützung doch ein kleines Stück des Weges gemeinsam mit beiden an der Leine.
Gerade bei Extremfällen, würde ich mir wünschen, dass wir Ideen wie die gelbe Schleife – Gelber Hund oder Gulahund, Yellow-Dog mehr nutzen, vor allem wenn es tatsächlich um ganz wichtigen Abstand geht. Ich schreibe Extremfälle, weil mir ein gewisser Abstandswunsch – wohlmerklich sehr auf das zu betrachtende Gebiet gesehen – einfach zu weit geht. Eine Allee, eine Parkanlage, etc. ist etwas anderes als ein weitläufiges (Wander-) Gebiet in freier Natur. Platz dort zu „okkupieren“, weil ich trainieren will, erscheint mir zu viel des Guten. Da finde ich schon meine Plätzchen. Denn wenn ich alle 200m in freier Natur meinen Hund wieder anleinen muss, weil irgendwer trainiert, dann wird es auch langweilig.
Es gibt doch nichts Schöneres und wichtigeres, als das Hunde auch mal ordentliche Strecken sich frei bewegen und sich „austoben“ können. Manche Hunde werden das ohnedies nie erleben dürfen. Mit einem gut trainierten Rückruf habe ich da schon viel gewonnen, aber es muss nicht immer alles perfekt „funktionieren“
Es mag sein, dass es Menschen gibt, die hier nicht der Meinung sind und mit Ihren Hunden auch längere Wanderstrecken an normaler, eher kurzer Leine zurücklegen. Ich persönlich halte das nicht für Wünschenswert und es sind genau die seltenen Fälle, denen ich eine gewisse Ignoranz vorwerfen möchte, eine Ignoranz, den vielen anderen, fröhlichen und verträglichen Hunden etwas absprechen fast zu wollen. Das sind natürlich wiederum nur meine persönlichen Erfahrungen. Aber ich hatte da schon öfter den Eindruck gewonnen, dass Hunde hier instrumentalisiert wurden, als Vorzeigeobjekt ohne viel Natürlichkeit und Fröhlichkeit.
Aber eines ist klar und nicht diskutierbar: Genauso wenig wie wir einem Mountainbiker verbieten können, den Hang runterzudonnern, wir haben hier schlichtweg Null Weisungsrecht, können wir anderen HundebesitzerInnen irgendetwas vorschreiben. Erst im Fall eines Schadens, wird solch eine Handlungsweise für den betroffenen zum Problem natürlich werden. Vielleicht sollte bei der Art und Weise wie wir kommunizieren, mehr im Hinterkopf behalten werden.
Es geht um ein Miteinander und ich will gar nicht so sehr den Begriff „Respekt“ verwenden, sondern lieber um das gegenseitige Verständnis. Allerdings eben auch um das Verständnis, das manche Hunde sich gut und gern sowie problemlos ohne Leine bewegen können. Es muss nicht immer der perfekte Hund mit perfekter Unterordnung sein, es können auch mal ganz normale, fröhliche und „problemlose“ Hunde einfach sein.
Es ist nicht einfach, diese komplexe Thematik niederzuschreiben. Weil sich zu viele Kombinationen aus Hunden, Haltern und Gegebenheiten sowie Gebieten/Orten ergeben. Ich behalte lieber die gut funktionierenden Konstellationen im Auge, anstatt aufgrund von unglücklichen Vorfällen zu pauschalisieren. Vor allem ein wenig sachlicher, weniger emotional und vor allem weniger „Marktschreierisch“, denn wir müssen auch noch mit Joggern, Mountainbikern und Kindern umgehen können und die mit uns….
Hier nun ein paar Beispiele aus eigener Erfahrung:
Merlin:
Meine zwei Schäferhund Mix Rhea und Merlin kamen beide aus dem Tierheim. Nach Rehas Tod, hat sich Merlins Verhalten leider sehr zum negativen verändert. Sagen wir mal, er wurde ein wenig „reaktiv“ ???? Dies war zum einen sicher auf den Verlust von Rhea zurückzuführen, aber, für mich heute im Nachhinein sehr klassisch, vor allem aber auch aufgrund der Tatsache, dass ich ihm zu der Zeit dann auch noch zusätzlich die für ihn notwendige Führung nicht geben konnte. Ein weiterer Grund war vielleicht schon damals, dass er womöglich schon Schmerzen aufgrund seiner beginnenden, Gracilis Kontraktur (dauerhafte Verkürzung bzw. Vernarbung von Gewebe, hier dem Musculus gracilis) hatte. Damals, und das ist mittlerweile schon wieder gut 13 Jahre her, wussten von dieser Krankheit leider noch nicht viele Tierärzte. Schon allein auf die Diagnose zu kommen war eine teure und langwierige Angelegenheit.
Merlin war zu dieser Zeit kein umgänglicher Hund mehr, obwohl ich mich sehr darum bemüht hatte. Wir gingen also so gut wie möglich zu Zeiten spazieren bzw. wandern, wenn wir am ehesten ungestört waren und ich vermied irgendwann Kontakte so gut wie möglich, da er sich ohnedies schon oft genug selbst an dem verkürzten Muskel verletzte und dann „schreiend“ vor mir auf dem Boden lag. Wie oft hatte ich mir da schon gedacht „das war’s jetzt“. Jeder der so eine Situation kennt, weiß, wie schrecklich das ist, sein Tier leiden sehen zu müssen.
Jedenfalls waren wir einmal am Rückweg von unserem Spaziergang in einem freien und weitläufigen Gebiet, als ich schon einen Besitzer mit freilaufendem Hund in der Ferne erblickte. Vorausschauend wich ich mit Merlin so gut es ging aus, um Mensch und Hund passieren zu lassen. Wie es kommen musste, kam der Hund zu uns rüber gelaufen und Merlin gingen in seiner damals offensiven Art die Nerven durch. Und natürlich verletzte er sich bei dieser Situation wieder selbst. So sehr ich damals auch wütend, wenngleich gefasst war, artete es natürlich wieder in ein schmerzhaftes „Schreien“ und Zusammenbrechen von ihm aus. Dennoch muss ich bei nüchterner Betrachtung sagen, dass dieser „fremde“ Hund ein absolut umgänglicher, sehr passiver Hund war und es schlichtweg an Merlin selbst lag, diesen Hund offensiv anzugehen. Natürlich war es zu diesem Zeitpunkt sicher schon der Schmerz, der ihn zu diesen Verhalten gebracht hatte, quasi „Angriff ist die beste Verteidigung“ aber genau damit hat er sich im Endeffekt selbst die Schmerzen wieder zugeführt.
Auch ich war natürlich entsprechend gereizt, weil Merlin, meine emotional enge Bindung, verletzt war und Schmerzen hatte, dennoch kann ich für unser damaliges Leid nicht alle anderen Menschen verantwortlich machen, die mit umgänglichen Hunden frei in der Natur spazieren gehen. Es ist auch nicht vorauszusetzen, dass jeder Mensch mit Hund, permanent davon auszugehen hat, dass so ein tragischer Fall an der nächsten Ecke lauert. Das ist leider nicht zielführend.
Deshalb ist es eben auch mein Anliegen, die gelbe Schleife (gelber Hund) für genau solche Fälle wieder mehr zu etablieren und zu mehr Bekanntheit zu verhelfen.
Ich kenne also die Problematik und den Wunsch nach absolut keinem Kontakt sehr gut.
Ein anderes Beispiel:
Bei einem Spaziergang, ebenfalls in freier Natur in einem weitläufigen Wandergebiet, ging ich mit einem Tierheimhund, verpflichtend mit Maulkorb und Leine, einen Weg entlang, als ich in der Ferne schon eine ganze Horde Hunde auf uns zukommen laufen sah. Ich habe mir in diesem Moment überlegt, wie schnell ich den Maulkorb meines Hunde abstreifen können würde (war möglich), beließ es aber dabei und hätte die Schleppleine im Fall des Falles einfach loslassen können. Fast gleichzeitig hörte ich, die der Meute hinterherlaufende Frau, schon „keine Panik, keine Panik“ mir zuzurufen. Nun, in so einer Situation könnt ihr nur ruhig und gefasst bleiben vor allem weil nicht anzunehmen ist, dass es sich um ein auf der Jagd befindliches Wolfsrudel handelt, das auf Beutemachen aus ist. Es ist ganz wichtig, die Situation zu erfassen und sich bereit für Handlungen zu machen, jedenfalls ist es absolut kontraproduktiv, schon im Vorfeld in eine Panik zu verfallen und dem Hund damit die Sicherheit womöglich zu nehmen. Denn wenn ihr in Panik verfällt, fühlt sich euer Hund am Ende noch genötigt, auch zu beschützen. Das Zusammentreffen verlief ohne Zwischenfälle und mein Schützlingshund hatte die Situation trefflich gemeistert.
Halte ich es für ein Fehlverhalten der Besitzerin? Nicht unbedingt. Denn sie war sich ihrer „Meute“ schon sehr sicher wie sich im nachfolgenden Kennenlernen herausstellte. Es waren auch ausgezeichnete, sehr fröhliche und soziale Hunde und das Zulaufen passiert aus Freude und Ausgelassenheit. Die Besitzerin hätte es auch prinzipiell verhindert, war halt einfach zu spät dran damit, da sich mich nicht rechtzeitig gesehen hatte.
Noch ein problematischeres Beispiel:
Wieder mit einem Tierheimhund unterwegs, ging ich in einiger Entfernung an einer Frau mit einem Pit Bull oder AmStaff mix vorbei. Vielleicht würde ich heute sogar kehrt machen, doch wahrscheinlich wäre das schon zu spät gewesen. Ich konnte damals nämlich sehr gut beobachten, wie der Hund der Dame schon auf gewissem Erregungslevel war und die Halterin merklich die Situation nicht sehr souverän im Griff hatte. Ich ging daher flott vorbei, die zwei immer im Auge und es kam, wie es kommen musste, der Hund riss sich los. So souverän mein damaliger Schützlingshund auch war, das hatte durchwegs sein positives, so war mir auch bewusst, dass sich hieraus schnell eine eskalierende Situation sich ergeben könnte. Der fremde Hund steigerte sich nämlich sehr schnell in ein „aufgeregtes“ Verhalten rein, in eine Richtung „kippen“ wie mir damals über diese Rassen beigebracht wurde (ich wüsste jetzt gar nicht, ob das noch eine allgemeine Gültigkeit hätte) und mein Hund hat schon merklich begonnen dieses Verhalten nicht gut zu heißen.
Glücklicherweise hatte ich damals Futter zum üben mit (Leckerli), warf es dem anderen Hund großzügig zu und entfernet mich aus der Situation im schnellen Schritt. Kein „weglaufen“, sondern einfach bestimmt und konsequent. In dieser kurzen Zeitspanne konnte sich die Besitzerin wieder ihrem Hund nähern und ihn erneut anleinen.
Dies ist absolut als ein Versagen der Hundehalterin zu sehen, da sie ihren Hund hätte besser kennen müssen bzw. für diesen Hund gar nicht geeignet war. Ein Missgeschick möchte ich aber nicht ausschließen und „Unfälle“ passieren nun mal. Jedoch bleibt es für mich in dieser Situation ein prinzipielles Fehlverhalten der Halterin. Die Rasse des fremden Hundes hier anzumerken mag unnötig sein, ich habe es zur Beschreibung einer potenziellen, körperlichen Überlegenheit getan, denn ich hatte selbst mit Individuen dieser Rasse zu tun, die absolut umgänglich waren und es in solch einer Situation nie zu Problemen von derer Seite aus, gekommen wäre. Das weiß man allerdings im Vorfeld nicht und kann es erst kurzfristig erkennen.
Kontakt von zwei oder mehreren Hunden an der Leine:
Selbstverständlich könnt Ihr Hunde an der Leine zusammenlassen. In der Großstadt genauso wie in der Natur kann das super funktionieren und wenn nicht, dann wird das abgebrochen. Gleichzeitig müsst Ihr es aber nicht erzwingen. Kann, muss aber nicht. Es gibt hier kein nur das Eine oder das Andere ist richtig.
Genau hier haben wir aber wieder mal Voraussetzungen zu beachten:
Sind die beteiligten „fit genug“ im Umgang mit der Hundeleine (auch Schleppleine) und im Erkennen eines Ausuferns? Sind die Beteiligten in der Lage, ohne Hektik aus der Situation schnell genug rauszukommen, falls sie zu eskalieren droht?
Ja, da habt ihr mich jetzt vielleicht, womöglich gehe ich hier fälschlicherweise davon aus, dass Menschen das einfach können, wenn sie sich darauf einlassen. Das Menschen, ihr Gegenüber halbwegs gut einschätzen können. Vor allem das Mensch-Hund Team als mein Gegenüber. Aber vielleicht kann das auch vermehrt in eine Schulung mit eingebracht werden.
Beachtet MENSCHEN, nicht nur Hunde. Wenn der Mensch als Hundehalter nicht will, ich finde es ist zu erkennen, dann lasst ihn, auch wenn sein Hund eine andere Sprache womöglich spricht. Wir alle haben mal schlechte Tage, vielleicht sogar Schmerzen und wollen einfach nur unseren Hund rausbringen. Das kann man schon erkennen, an der Körpersprache des Menschen mal!
Nehmt Augenkontakt zum Menschen auf, beobachtet wie er mit seinem Hund umgeht. Ist er sicher oder überfordert? Wirkt er locker und kommunikativ oder wicht er euch schon auf. Schaut auf die Lockerheit oder Spannung Eurer Hunde, hört auf Euer Gefühl.
Ich spreche hier auch nicht von „Kontakttraining“. Macht so etwas vor allem nicht mit Eurem eigenen Hund, hier seid Ihr in einer zu langen Beziehung schon drin, die Euch da nicht unbedingt zugutekommt. Ich spreche von Alltagssituationen mit „normalen“ und umgänglichen Hunden.
Und wenn alles passt, dann lasst Eure Hunde schnuppern, beobachtet es, macht Eure Leinen-Entwirr-„Tänze“ und behaltet stets die Situation im Auge. Vielleicht geht Ihr am Ende ein Stück miteinander, vielleicht lässt Ihr beider frei herumtollen oder vielleicht hat es auch einfach nicht funktioniert und ihr geht stressfrei getrennt weiter Eures Weges.
Locker bleiben, nicht zu viel Wissenschaft daraus machen.