Ist körpersprachliches Blocken des Hundes Gewalt in der Hundeerziehung?

Hund sitzt in der Natur und wartet auf Kommando

Ist körpersprachliches Blocken des Hundes Gewalt in der Hundeerziehung?

Das körperliche Blocken (den Weg versperren, sich in den Weg stellen, etc.) des Hundes und ob es als Gewalt gesehen werden kann, wie es von manchen, leider zumeist sehr generalisiert ohne Wenn und Aber, offensichtlich getan wird.

Wieder ein bewegendes und polarisierendes Thema, das nur selten sachlich diskutiert wird. Ganz im Gegenteil und vor allem in Social Media gehen bei vielen die Emotionen hoch, wenn dieses Thema aufkommt, ohne sich näher mit Inhalten auseinanderzusetzen und zu differenzieren.

Aber es ist halt auch wieder einmal Social Media, was meiner Meinung nach, mittlerweile das Hauptproblem darstellt. Denn wir können nur mehr schlecht als recht, all die Faktoren und Parameter, die in unserem Kopf zu einem Thema herumschwirren auf der begrenzten Handytastatur in einem begrenzten und irgendwann unübersichtlichen Kommentarthread anderen mitteilen.

Mögliche Auswirkungen von körpersprachlichen Blocken im Hundetraining

Ein körpersprachliches Blocken (egal ob Mensch-Mensch, Hund-Hund oder Mensch-Hund Konstellation) kann:

  • Deeskalierende Wirkung zeigen, also rechtzeitig „Schlimmeres“ verhindern
  • Könnte eine Provokation darstellen, hier wären wir dann im Ansatz bei (beginnender) Gewalt
  • Je nach Individuum als psychische Gewalt wirken mit entsprechenden Folgeerscheinungen

Also es gibt wieder einmal kein klares JA oder NEIN als Antwort, wenn man sich fachlich, sachlich und umfangreich mit diesem Thema näher beschäftigt.

Erwähnt sei, dass wir wahrscheinlich sogar immer wieder mal, unbewusst und ohne Vorsatz im Rahmen oder „flow“ einer Tätigkeit bzw. Aktion, jemanden „blocken“ werden im Alltag. Hier geht es um das gezielte Anwenden des Blockens anstelle von anderen Ideen und Methoden zur Abwendung unerwünschter Verhaltensweisen.

Methode des Blockens für Anfänger

Einem noch unerfahrenen Hundehalter, der sich gerade seinen jungen, gut sozialisierten Hund nach Hause holt und bereit ist, sich von Anfang an beraten zu lassen, würde ich nicht raten, den Hund in irgendeiner Situation körpersprachlich zu blocken.

Wie käme ich dazu, wozu. Hier werden wir schon allein mit Lob, Verständnis und einer familiären Umgebung mit Grenzen und Regeln eine positive Stimmung erzeugen können. Auch hier wird es natürlich immer wieder zu kleineren, unbewussten „blocks“ kommen, um das Tier von z.B. Objekten mal schnell fernzuhalten.

Ein paar Grundregeln sowie Tipps und Hinweise, nicht aus falsch verstandener Liebe etwas einreißen zu lassen oder gar unerwünschte Verhaltensweisen unbewusst zu konditionieren, reichen meist völlig aus. Also mit anderen Worten, da brauche ich nicht mal viel mit Leckerlies arbeiten, die brauche ich vielleicht gar nicht, in so einer Situation, auch das sollte klar sein. Und im Fall der Fälle, immer einen Hundetrainer zu Rate ziehen, bevor mit Experimenten begonnen wird.

Blocken bei unerwünschtem Verhalten – Gewalt?

Nur haben wir es leider nicht immer mit solch harmonischen und perfekten Situationen zu tun und oftmals haben sich eben unerwünschte Verhaltensweisen manifestiert. Nicht einmal aus böser Absicht, es sind oft kleine Fehler (eben aus falschem Hundeverständnis) die sich zu einem Problemverhalten entwickeln können.

Und dann noch die richtigen Problemfälle aus den Tierheimen z.B., da geht es dann oftmals ans Eingemachte, wenn ich mich dieser Hunde nicht einfach entledigen will und ihnen eine Chance geben möchte. GENAU DORT können wir diskutieren beginnen oder einfach wegsehen, wie so oft.

Das körperbetonte Blocken, wie es gerade im körpersprachlich orientiertem Hundetraining vorkommt, kann in entsprechenden Situationen nicht per se als Gewalt gesehen werden. Aber in diesem Satz steckt schon viel Information drin, zur möglichen Gewaltwirkung komme ich gleich auch noch.

Zu diversen Begriffen, habe ich gültige Definitionen bereits in meinen Artikeln festgehalten:

Begriff der Dominanz im Artikel „Dominanz in der Hundeerziehung und im Hundetraining

sowie

Den Begriff der Aggression im Artikel „Aggression als Teil jeglicher Kommunikation bei Hunden?

Widmen wir uns nun dem Begriff der Gewalt:

Gewalt im Pschyrembel:

Anwenden von physischem oder psychischem Druck oder Zwang mit strafrechtlichen Auswirkungen. Dazu gehören Gewaltdelikte wie Körperverletzung, Vergewaltigung, Totschlag ebenso wie Nötigung, Erpressung und Mobbing. Im weiteren Sinn bedeutet Gewalt auch die (legitime) Ausübung von Herrschaft, z. B. staatlicher Gewalt.

Per se schon sehr interessant mit der Differenzierung der legetimen Gewaltausübung und dem ebenfalls vorkommenden Begriff der „Nötigung“. Hier könnten wir jetzt sehr lange diskutieren, was ich mir in diesem Artikel aber sparen will.

Bleiben wir bei der Anwendung von physischem Druck, ich würde nicht so weit gehen, ein Blockieren generell als solches zu sehen. Ich zeige einem Hund Grenzen, einem Hund dem in einer gewissen Situation dein Leckerli, dein Klicker oder was sonst noch einfach „scheiss egal ist“ um es mal beim Namen zu nennen. Ein Hund, der schon seinen Tunnelblick angeworfen hat, womöglich schon in Rage ist.

Und lasst uns auch am Boden von gewaltfreiem Training bleiben, denn wir versuchen den Hund „nur“ zu blockieren, ihn von etwas abzuhalten und jagen ihm nicht ein paar hundert Volt via Elektrohalsband durch seinen Körper oder ziehen sein Stachelhalsband zusammen. DAS ist als Gewalt zu sehen.

Ein Beispiel zur Frage der Gewalt beim Blocken

Denken wir an eine aufgeheizte Stimmung unter Menschen und ein Freund hält seinen bereits in Rage geratenen Kumpanen davon ab, eine unüberlegte Handlung zu begehen in dem er ihn zurückhält und sich ihm in den Weg stellt. Er will damit Schlimmeres verhindern und hat die Gewissheit, dass sich die Aggressionen nicht plötzlich gegen ihn selbst richten werden, er ist ja immerhin ein Freund. Auch unseren Hund können wir hoffentlich als Freund sehen.

Und wenn manche Trainerinnen und Trainer der Meinung sind, ein körpersprachliches Blocken ist bereits Gewalt, dann könnten wir in dieser „milden“ Form von legitimer Gewalt womöglich sprechen, denn wir haben eben die Verantwortung für unsere Hunde und können eben nicht alles zulassen.

Differenziert wird beim Thema Blocken und dem Begriff Gewalt nie, hatte ich persönlich zumindest noch nie gesehen. Als eine Form der physischen Gewalt im Sinne von „Zufügen von Schmerz“ etc., kann es wohl kaum gesehen werden.

Es ist wieder einmal sehr wichtig den individuellen Fall zu betrachten. Ich halte das Blocken grundsätzlich für eine adäquate Methode bei gewissen Hunden und in den Situationen und auf die Art wie ich es ausführen würde. Zu generalisieren ist hier kaum möglich.

Sinnlose Belastungen durch Blocken

Wo ich allerdings das Blocken als psychische Gewalt mit Folgeerscheinungen wie Frust und den damit verbundenen Auswirkungen (je nach Frustrationstoleranz) sehen würde, wäre folgendes Beispiel, wobei ich keine Idee hätte, warum man das überhaupt tun würde:

Ich blocke den Hund permanent und zielstrebig sowie ohne bestimmten Grund, wenn dieser zu seiner Futterschüssel will.

Klar wird sich hier ein Problem etablieren und in diesem Kontext sehe ich es als Nötigung und Gewaltanwendung. Aber wie gesagt, wieso sollte das jemand tun, ein anderes Beispiel ist mir jetzt nicht eingefallen. (Ich spreche hier auch nicht von einem temporären blocken im Rahmen eines Trainings!)

Das körpersprachliche Blocken eines Hundes, könnte im Individualfall meiner Meinung nach also maximal als eine potenzielle, psychische Gewalt gesehen werden. Dafür muss man dann aber schon sehr genau und über längeren Zeitraum das betrachten und VOR ALLEM, ob ich mit diesem Blocken etwas erreiche. Also ob ich es im Zuge einer gesamtheitlichen Trainingsstrategie anwende oder es mir leider nur angewöhnt habe, weil ich einem gewissen Problemverhalten somit am einfachsten begegnen kann.

Körpersprachliches Blocken im Hundetraining

Das körpersprachliche Blocken eines Hundes ist ein kontroverses Thema in der Hundeerziehung. Während einige es pauschal als Gewalt ablehnen, lässt sich diese Methode nicht so einfach kategorisieren. Sie kann je nach Situation deeskalierend wirken, aber in anderen Fällen auch als psychische Belastung oder Provokation empfunden werden.

Entscheidend ist dabei immer der Kontext: Ein unerfahrener Hundehalter sollte von dieser Technik Abstand nehmen, während sie in speziellen Problemfällen eine sinnvolle Option sein kann. Wichtig ist, dass das Blocken als Teil einer ganzheitlichen und verantwortungsbewussten Trainingsstrategie eingesetzt wird – niemals als reine Kontrolle oder Druckmittel.

Wie bei vielen Aspekten der Hundeerziehung gibt es auch hier kein klares „Ja“ oder „Nein“, sondern viel Raum für Differenzierung und individuelle Betrachtung.