Alphawurf – Wie zeige ich meinem Hund das ich der Chef bin – ehmm?

Ist der sogenannte Aphawurf zum niederdrücken aggressiver Hunde eine vertretbare Technik von Hundetrainern zur Korrektur von Verhaltensproblemen
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Der sogenannte Alphawurf beim Hund – was ist das eigentlich und behaupte ich mich dadurch als „Chef“???

Immer wieder wurde ich gefragt, was ich von dem sogenannten Alphawurf halte. Ich muss gestehen, mehr als verdutzt schauen und zugeben das ich keine Ahnung habe was das sein soll, konnte ich nicht.

Man hat mir dann erklärt, dass es quasi darum geht den Hund auf den Boden zu drücken oder so etwas in der Art. Also es geht um keine technisch ausgefeilten Würfe wie aus dem Judo wie man sich vorstellen könnte.

Nun konnte ich mir endlich die Zeit nehmen, um diesem Begriff auf den Grund zu gehen. Offensichtlich geht es darum, den Hund in gewissen Situationen auf die Seite bzw. auf den Rücken zu drehen (und ihn in dieser Position auch zu fixieren) um ihm zu Zeigen wer der „Chef“ ist und wer das „Sagen“ hat. Oftmals wird hier auch der Begriff der Dominanz mit eingebracht, das will ich aber bewusst nicht hier verknüpft wissen. Den Grund könnt Ihr im Artikel  👉  Dominanz in der Hundeerziehung und im Hundetraining nachlesen.

Ganz banal reduziert, ist es aber wohl generell als ein Mittel gesehen, um unerwünschtes Verhalten zu unterbinden. Und hier werde ich wieder vorsichtig und beginne zu differenzieren.

Ich behaupte mal, dass es in 99% der Fälle einfach ein Schwachsinn sein wird, auf diese Art dem Hund ein unerwünschtes Verhalten abgewöhnen zu wollen, vor allem wenn es um eigentlich „harmlose“ Situationen geht, die sich dann nicht einmal gegen den Hundehalter (bzw. denjenigen, der diesen „Wurf“ ausführt) richtet. Das hat NICHTS mit TRAINING und ERZIEHUNG zu tun!

Die Idee des Alphawurf kommt wohl aus der Beobachtung wie Hunde bzw. noch eher Wölfe untereinander sich verhalten und dort finden wir natürlich solche „Würfe“ oder „Fixierungstechniken“. Nun, das hat gerade bei wild lebenden Hunden oder eben noch besser als Beispiel bei Wölfen ganz klar seine Gründe, auch durchwegs Unterschiedliche. Hier möchte ich mal anmerken, dass auch Kinder (zumindest früher vor allem die Jungs) im sozialen Spiel miteinander „raufen“ und eine „Positionierung“ „ertesten“ bzw. sich auch „erkämpfen“

Mit Eurem Hund steht Ihr aber doch bitte nicht in Konkurrenz!

Und jetzt komme ich auf den Punkt, wo ihr euch denn eigentlich „trauen“ würdet, diesen Alphawurf anzuwenden? Wenn ihr euch eurer Sache sicher seid? Wen IHR VERTRAUEN in EUREN HUND habt, dass er euch nichts tun wird? Wenn ihr eurem Hund physisch überlegen seid? Macht ihr das auch bei einer kräftigen Hunderasse? Bei einem Hund der schon einmal einen Menschen womöglich gebissen hat? Der euch physisch definitiv überlegen wäre (und da überlegt euch bitte nochmal was für ein Vertrauen ihr eigentlich in euren Hund habt und ob dieses Vertrauen solche Aktionen rechtfertigt!)

Überlegt BITTE ganz genau und hinterfragt dann eine solche „Technik“ und ob diese in irgendeiner Form dann noch sinnvoll und angebracht für euch erscheint…

Aber auch genau hier komme ich zu dem Punkt, wo ich noch einmal differenziere. Zu Hunden, die womöglich „richtig“ problematisches Verhalten zeigen, aggressive Hunde, Hunde, die vielleicht schon gebissen haben und zu Menschen, die Erfahrung mit solchen Hunden haben. Ich will nicht generell ausschließen (wenngleich ich es wohl in 99% der Fälle tun würde), dass gewisse Techniken womöglich zum Erfolg führen könnten. Ich spreche hier aber von Menschen vom Fach, die im konkreten Fall schon alle Alternativen ausprobiert haben. Menschen, die genau wissen was sie tun und nicht aus einer falschen „Superheld“ Position heraus agieren. Und ich spreche zumeist von Hunden, die in ihrer Vergangenheit bereits durch Menschen zum Problem gemacht wurden. Wir sprechen hier definitiv nicht von den Alltagsfällen!

Ich weiß es aber nicht, vor allem nicht, wie nachhaltig eine positive Veränderung dann sein kann. Ich möchte es eigentlich nicht ausprobieren müssen. Ich weiß aber bestimmt, dass es zwar fantastische Resozialisierungstrainings gibt, die nur auf positiver Bestärkung ohne physische Interaktion beruhten, diese aber ebenfalls nicht zu einer nachhaltig verlässlichen Verhaltensänderung führten. Niemand wird wohl je die Hand dafür ins Feuer legen wollen. Nur um es gleich wieder deutlich zu machen: Mit „physische Interaktion“ ist absolut nichts in Richtung „roher Gewalt“ gemeint, ich denke das sollte klar sein!

Habe ich selbst den Alphawurf (unbewusst, da ich den Begriff nicht kannte) schon einmal angewandt?
Ja, eigentlich schon, während ich das hier schreibe, kam es mit in den Sinn.

Als Resultat einer gewissen „Aggression“, Aggression als Form der Angst, Angst um meine frisch operierte Hündin. Denn mein Rüde hatte sie nicht in Ruhe gelassen – mein Tierarzt hatte mich noch gewarnt, dass nach so einer OP bzw. Narkose, der andere im Haushalt lebende Hund merkwürdig auf den operierten Hund reagieren könnte, ihn nicht richtig wiedererkennen könnte.

Vielleicht hat er sich auch nur gefreut, dass sie wieder da war und halt nicht kapiert, dass sie jetzt nicht so rumtollen kann wie sie es gewohnt waren. Ich hatte große Sorge, dass die Nähte aufgehen würden, mein Rüde war wie von Sinnen und hat nicht mehr reagiert. Ja, da hatte ich ihn zu Boden gedrückt, aus Überforderung, weil ich mir nicht anders zu helfen wusste. Ich konnte ihn nicht anders von Ihr abbringen. Ich war sauer, richtig sauer, mein Rüde fühlte sich eingeengt und zeigte dann aktiv Gegenwehr. Damals kannte ich die genauen Begriffe noch nicht, doch mein Verständnis hat mir schnell genau das gezeigt, was wir heute lehren und vermitteln – er sah keinen anderen Ausweg mehr, als sich mit seinen Mitteln aktiv zur Wehr zu setzten.

Die Situation ging natürlich gut aus, weil ich schnell mich selbst und was gerade vorging begriffen hatte. Ich weiß sogar noch, dass ich mich entschuldigt hatte und während ich ihn kraulte ihn meine Sorgen erzählte. Er hatte es schon verstanden. Wir waren eine Familie.

Hatte es also einen Sinn gehabt diese Aktion auszuführen? Ganz klares Nein! Es hat zu einem Konflikt geführt. Es wäre besser gewesen, ihn einfach mal in ein Zimmer wegzusperren und mich erst um die Hündin und dann in Ruhe um ihn zu kümmern.

Hat dieser Wurf somit einen Platz als „gängige“ Erziehungsmethode? Ebenfalls ein klares Nein! Mein Beispiel sollte dies zeigen, gerade weil es keine geplante Trainingsaktion sondern eine Handlung aus Überforderung war.

Warum ich das erzähle ist wieder der mir so wichtige Punkt, dass wir vor allem auch auf unsere Kunden als Menschen eingehen müssen, wie es IHNEN als MENSCH mit ihrem Hund geht. Wir sollten Überforderungen erkennen können und dann vorsichtig mit Belehrungen sein. Verständnis auch dem Menschen gegenüber bringen und auf ihn eingehen. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt um einem Mensch-Hund Team nachhaltig gut und gezielt helfen zu können.